Europäische Friedhofskultur. Geschichte und Gegenwart

Autor/innen

  • Norbert Fischer Institut für Volkskunde. Kulturanthropologie Universität Hamburg
DOI: https://doi.org/10.6018/rmu/389911
Schlagworte: Friedhof, Grabmal, Sepulkralkultur, Feuerbestattung, Aschenbeisetzung, Naturbestattung, Erinnerung

Abstract

Friedhöfe sind seit Jahrhunderten zentrale Orte der Trauerkultur. Sie sind Schauplätze von Ritualen am konkreten Ort der Bestattung. Darüber hinaus haben sie eine hohe symbolische Bedeutung – denn Friedhöfe sind Orte des Gedächtnisses. Die Grabstätte bedeutete gesellschaftliche Identität auch nach dem Tod. Mit Grabdenkmal, Grabbepflanzung und Grabbesuchen gibt es einen festgefügten Rahmen. Diese Traditionen setzten voraus, dass der Kreis der Hinterbliebenen, namentlich der Familie, in der Regel über mehrere Generationen vor Ort ansässig war. So lässt sich Friedhofskultur als eine immaterielle „Gedächtnislandschaft“ lesen, die Zeugnis ablegt von kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen und historischen Veränderungen. Friedhofskultur sagt etwas aus über Bestattungs- und Trauertraditionen in verschiedenen Epochen - welche Muster dabei entwickelt wurden und in welcher Beziehung sie zur jeweiligen Gesellschaft standen. Friedhofskultur speichert Biografien, Mentalitäten, Religionen und Glaubensformen, gesellschaftliche Strukturen, Geschlechterbeziehungen sowie nicht zuletzt lokale und regionale Spezifika. So kann die Friedhofskultur als Geschichte eines Raumes interpretiert, der im Lauf der Zeit je nach historischem und gesellschaftliche Kontext immer wieder neu gedeutet wurde. Friedhöfe sind zu einer „Schatzkammer“ von Kultur und Gesellschaft geworden.

 

 

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Veröffentlicht
26-12-2019
Zitationsvorschlag
Fischer, N. (2019). Europäische Friedhofskultur. Geschichte und Gegenwart. Murcianisches Journal für Anthropologie, (26), 17–32. https://doi.org/10.6018/rmu/389911